Über Anime, japanische Autoren und…Zitronen

Dieser Beitrag ist, wie könnte es auch anders sein, noch in Bearbeitung. Irgendwie werden meine Artikel immer länger obwohl ich weiss dass ich das Alles hier alleine machen muss. Ausserdem ist das nicht das einzige woran ich arbeite.

„Ahh, das war’s, das war’s.“ In diesem Moment wurde ich an die Zitrone erinnert, die in meinem Ärmel verborgen war.

Einleitung

Für jemanden wie mich ist es schwer Favoriten zu nennen, es gibt bei mir nicht dieses eine Lieblingslied oder diesen einen Lieblingsfilm. Doch nun glaube ich einen Lieblingsanime gefunden zu haben, Bungo Stray Dogs. Und wie so oft, wenn man Fan einer Sache wird, lässt man sich etwas zu sehr mitreissen. So habe ich alle Staffeln, den Film, das Special und den SpinOff Anime geschaut, das Handyspiel runtergeladen, mir den Manga gekauft. Ich glaub ihr versteht… Natürlich werde ich in diesem Text einiges vorweg nehmen, daher empfehle ich zumindest den Anime zu schauen.


Bungo Stray Dogs

Bungo Stray Dogs ist eine Mangareihe erstellt von Kafka Asagiri und Sango Harukawa, die mittlerweile ihre eigene Anime sowie Bühnen Adaption und mehrere Light Novels umfasst.

Die Geschichte dreht sich um mehrere Charaktere und deren übernatürlichen Fähigkeiten, die von Autoren unserer echten Welt inspiriert sind. So finden sich zum beispiel bekannte japanische Autoren wie Atsushi Nakajima, Osamu Dazai auf der Seite der Bewaffneten Detektive und Ryunosuke Akutagawa oder auch Chuuya Nakahara auf Seite der Hafenmafia in Yokohama wieder. Doch heute möchte ich über jemanden schreiben der leider, wenn überhaupt, eher im Hintergrund zu sehen ist, Kajii Motojiro der Bombenleger der Hafenmafia.

Screenshot aus dem ersten Opening

Im Anime hatte er in den ersten drei Staffeln bisher auch nur drei grosse Auftritte. So hatte ich beim ersten mal durchschauen mir auch nicht allzu viele Gedanken zu ihm gemacht. Wie die meisten anderen wahrscheinlich.


Die Deutsche Übersetzung gedoged

Nicht nur in Bungo Stray Dogs sondern auch in Real scheint Motojiro Kajii nur wenig aufmerksamkeit zu erhalten, vorallem ausserhalb Japans. Von seinen Werken existiert bislang nicht mal eine deutsche Übersetzung. Kajii hatte zu Lebzeiten nur kurze Geschichten veröffentlicht die erst nach seinem Tod an unglaublicher Bedeutung gewannen. Die bekannteste davon ist Lemon. Vielleicht mache ich mir noch die Mühe sie zu übersetzten.


Literarische Anspielungen im Charakterdesign

Als wir in Bungo Stray Dogs das erste Mal auf Kajii treffen wird er uns als berühmter Bombenleger vorgestellt, der vor Kurzem bei einem Anschlag auf das Maruzen 28 Menschen getötet hat. Auf diese Bemerkung reagiert er mit Begeisterung.

Kajiis Modegeschmack ist auf den ersten Blick…fragwürdig, dennoch sind in seinem Design viele Einflüsse durch die Originalgeschichte erkennbar. So zum Beispiel seine Schutzbrille, die er im Anime bisher nicht ein einziges Mal abgesetzt hat.

Eine andere Sache war, dass das Baldachin herausragte und es ein bisschen aussah, als ob der Laden ein Visier trug, das tief übergezogen wurde, um seine Augen zu verbergen.

Kajii hat eine große, schlanke Figur und kurzes braunes Haar mit gleich langem Pony auf der Stirn. Seine Augen sind von einer orangefarbenen Schutzbrille bedeckt. Jedoch weiss man durch einige Karten im Handyspiel Tales Of The Lost das er dunkelgrüne Augen hat.

Er trägt einen abgenutzten, weißen Laborkittel mit ausgefransten Ärmeln und Saum. Darunter trägt er einen weißes Hemd, mit einem losen, braunen, gürtelähnlichen Accessoire. An seinem Kittel hängen einige Pins, zwei links – ein etwas größeren gelben mit einem Gesicht und ein kleiner schwarzer mit einem roten „X“. Auf der rechten Seite befindet sich ein orangefarbener Pin mit einem Ausrufezeichen und darunter zwei Metalklammern. Er trägt auch abgenutzte, ausgefranste blaue Hosen, einen grünen Schal der seltsamerweise nicht ausgefranzt ist und Geta Sandalen.

Motojiro Kajii Charakter Desgin

Persönlichkeit

Fotoaufnahme aus dem Manga Band 2 Seite 122

Motojirō ist so explosiv wie seine Zitronenbomben. Ein exzentrischer Mann mit einer intensiven Besessenheit über die Wissenschaft und der Form einer Zitrone. Er hat die Angewohnheit, in einer seltsamen Art von „Code“ zu sprechen, der sich auf das Universum konzentriert und den Boss der Hafen-Mafia als „Admiral des Universums“ bezeichnet. Motojirō hört selten auf, jedes seiner Worte zu rufen, und wenn er es nicht tut, verspottet er seine Gegner oder schwärmt lyrisch von seiner eigenen Intelligenz.

Trotz all seiner Exzentrizität ist Motojirō ein versierter und erfahrener Wissenschaftsliebhaber. Motojirō ist stolz darauf, ein Physiker zu sein, der mit mehreren „Experimenten“ die Wissenschaft auf jeden Aspekt seines Lebens anwendet. Er stellt das Leben auf Schritt und Tritt in Frage und zweifelt besonders an den Konzepten von Leben und Tod, einschließlich ihrer Beziehungen zu höheren Mächten wie Gott.

Für Motojirō gibt es unzählige faszinierende Phänomene, die beim Tod auftreten. Daher denkt er nur sehr wenig über den Menschen als Individum nach, außer dass er Gegenstand seiner „Experimente“ ist. Er fragt sich, was der Tod genau ist und warum er so unvermeidlich ist, da er weder von der Wissenschaft noch von Gott überwunden werden kann.

Obwohl Motojirō überschwänglich und arrogant ist, entpuppt er sich als engagierter Mafioso. Als berüchtigter Terrorist ist er einer der wenigen öffentlich bekannten Mafiosi, worauf er stolz ist. Er betrachtet seine „Experimente“ und Morde als wertvollen Fortschritt in seinen nie endenden Studien und zeigt absolut keine Reue für die Gräueltaten, die er begeht. In einem Kampf ist er brutal und sadistisch und schaut auf seine Gegner herab, sowohl wegen ihrer Schwäche als auch wegen ihrer „minderwertigen“ Intelligenz im Vergleich zu seiner eigenen. Um das Ganze abzurunden, ist Motojirō auf Überraschungsangriffe und Hinterhalte spezialisiert und zeigt unglaubliche Fähigkeiten darin, Bomben strategisch an Orten zu platzieren oder die Umgebung zu seinem Vorteil zu manipulieren.

Körperlich ist er nicht sonderlich stark. Dies zeigt sich besonders deutlich im Kampf gegen Akiko Yosano, nachdem sie einem unvermeidlichen Tod „getrotzt“ hat, worauf hin er eine Niederlage einstecken musste. Er kann diese negative Erfahrung jedoch zu seinem Vorteil nutzen, indem er vorgibt, sich vor Margaret Mitchell und Nathaniel Hawthorne zu fürchten, um sie unvorsichtig werden zu lassen.

In seinem Kern sieht Motojirō die Welt als langweilig an und kanalisiert seine Frustrationen in die Zitronenbomben, die er erschafft. Er nennt die Zitrone aufgrund ihrer „ultimativen Geometrie“ den Zerstörer einer langweiligen Welt. Er spielt darauf an, die Mafia als Flucht vor Langeweile zu sehen, da sie ihm endlose Möglichkeiten bietet, seine „Experimente“ durchzuführen.

Ein Großteil von Motojiros Vergangenheit ist unbekannt, aber was bekannt ist, kennzeichnet ein einzigartiges Merkmal von ihm: Theater. Er ist einer der wenigen öffentlich bekannten Mafiosi der Port Mafia, ein gesuchter Terrorist, der für seine Morde an 28 Bürgern in einem als Maruzen Building Bombing bezeichneten Vorfall berüchtigt ist. Natürlich sieht Motojirō es als eines seiner „Experimente“ an.


Übernatürliche Fähigkeit: Zitrusbombe

Motojiro besitzt eine seltsam, spezifische Fähigkeit die verhindert, dass Kajii durch seine selbstgebauten, zitronenförmigen Bomben verletzt wird. Dies ermöglicht es ihm, jede Explosion zu überleben, die durch seine Zitronenbomben verursacht wird, unabhängig von seiner Entfernung zur Explosion. Aufgrund seiner anscheinend absoluten Verteidigung gegen seine Zitronenbombenexplosionen nutzt Kajii dies normalerweise zu seinem Vorteil, um Basen und Feinde anzugreifen und ist sogar in der Lage, ein ganzes Schiff zu versenken.

Lemon Runway (檸檬 花道, Remon Hanamichi)

Lemon Runway ist eine Strategie bei der die Straße, auf der er geht, von Explosionen gesäumt ist. Weil seine Fähigkeit ihm Immunität gegen seine Zitronenbomben gewährt, bleibt Kajii von den hochkalibrigen Explosionen unberührt, die schwer zu überleben sind. Infolgedessen treffen seine Mafiosi-Kollegen die notwendigen Vorbereitungen und benachrichtigen sich zu ihrer Sicherheit gegenseitig, um zu verhindern, dass sie mit Kajii in Kontakt kommen, wenn er Lemon Runway benutzt.

Die Fähigkeit ist eine Anspielung auf Lemon (檸檬, Remon) Von Motojirō Kajii aus dem Jahr 1924. Es ist eine Ansammlung an Kurzgeschichten und gilt als sein erstes Doujinshi. Das repräsentative Werk der Sammlung, auch gleichnamig „Lemon“ genannt, erzählt die Geschichte eines ziellos umherstreifenden, kranken Protagonisten durch Kyoto, bis er einen Obststand erreicht und von diesem fasziniert, eine einzelne Zitrone kauft. Als er in seinem ehemaligen Lieblingsgeschäft das Fotoalben verkauft, welches ihm neuerdings nur kummer bereitet hatte vorbeischaut, legt er seine Zitrone auf einen Stapel Bücher und stellt sie sich als Zeitbombe vor. Mit freudiger Aufregung verlässt er das Geschäft mit dem Gedanken daran wie Illustrationen und Kunstwerke des Ladens durch die Luft wirbeln.

Zitronen! Ihre Form ist Geometrie auf die Spitze getrieben. Sie sind die Zerstörer der langweiligen Welt.

Motojiro in Bungo Stray Dogs Staffel 2 Folge 6

Wissenschaft und Feminismus/ Öl und Wasser

Ich möchte hier noch kurz auf den Charkter Akiko Yosano zu sprechen kommen. Von dem was ich unter Fans vernommen habe, scheint sie sehr beliebt zu sein. Ich hingegen mag sie nicht, da sie für mich wieder zu denen Charakteren gehört, die als Symbol der Stärke von Frauen gelten soll, indem das mänliche Geschlecht verteufelt wird. Kurzum eine Feministin. Das Thema Feminismus ist seehhr heikel und wir übers gesamte Internet hitzig diskutiert. Allein der Begriff lässt die Parteien schon emotional werden.

Wie stehe ich zu dem Thema? Nun, ich bin selber eine Frau, da sollte es niemanden wundern das ich die Gleichstellung von Frauen für wichtig und richtig halte. Dennoch bezeichne ich mich nicht als Femministin, da der Bergriff Feminismus einerseits sehr in Verruf geraten ist, es andererseitst nicht exakt das ist was ich mir wünsche. Ich wünsche mir Gleichberechtigung von Männern und Frauen und dass das Geschlecht weniger im Vordergrund steht, da es für das meiste irrelevant ist. Viele Menschen scheinen zu glauben, dass ihr Geschlecht oder ihre Sexualität ihre gesamte Identität ausmachen, obwohl es in Wirklichkeit nur ein kleiner Teil davon ist. Ich möchte Frauen auch nicht unterstützen, indem ich Männer stürze. Ausserdem möchte ich als Frau nicht immer gesagt bekommen das ich als ja genau tun kann was Männer tun. Als sei dies nicht selbstverständlich.

Der heutige Feminismus ist zu einem Produkt geworden, das in jeden Film und jede Serie einfließt. Nicht weil Filmemacher beschlossen haben, mehr Frauen in den Medien zu vertreten, sondern weil sie eine neue Zielgruppe erreichen wollen. Anstatt neue Franchise-Unternehmen für die Stärkung von Frauen zu schaffen, werden Franchise-Unternehmen, die von Männern genossen werden, übernommen und abgeändert, um Feministinnen zu besänftigen.

Bei ihrer ersten Begegnung mit Motojiro lässt sie auf seine Verwunderung hin warum sie noch lebt nur einen lockerlässigen Spruch ab, das Männer und Frauen heutzutage ja gleichberechtigt wären.

Wir haben hier also zwei Welten die mit voller Wucht kollidieren. Wissenschaft auf der einen, Ideologie auf der anderen Seite. Den ersten Kampf gewinnt die Ideologie.

Im Manga lassen sich oft kleine Steckbriefe finden. In ihrem wird erwähnt das sie Chauvis hasst, aber schwache Männer genauso. Sie hat eine Overpowerte Fähigkeit, welche ihr in der ersten Konfrontation mit Motojiro den Arsch rettet. Nicht ihre Intelligenz, nicht ihre Stärke. Eine Fähigkeit, die in diesem Universum auch noch super selten ist, weil sie ja was besonderes ist.

Kajii nutzt seine aus der Niederlage gesammelte Erfahrung für einen späteren Gegner. Und ist somit in der Lage einen ganzen Luxusliner zu versenken. Es ist interessant festzustellen, dass dieser Gegner ein Priester ist. Diesmal geht es also um Wissenschaft gegen Religion. Motojiro erklärt, dass es die Natur religiöser Menschen ist, unerschütterlichen Glauben zu haben, während die Grundlage der Wissenschaft darin besteht, alles in Frage zu stellen.

Bei der zweiten Konfrontation mit Yosano, ist diese mit ihrer achso tollen Fähigkeit völlig machtlos obwohl Kajii lediglich mehr seiner Zitronen mit zum Kampf gebracht hat.

Ein weiterer Punkt für Motojiro: Er hat im Gegensatz zu ihr nen Character Song und dieser rockt! Gesungen von seinem japanischen Synchronsprecher Wataru Hatano.


„Die Grundlage der Wissenschaft ist es alles anzuzweifeln.“

Daher möchte ich hier ein paar Fragen zusammentragen.

Ich denke nach diesem etwas ernsthafteren Teil über Feminismus ist es sicher gut, sich mal darüber Gedanken zu machen:

Wie Funktioniert „Lemonade“ genau?

Immunität gegen selbstgebaute zitronenförmige Bomben wirkt auf den ersten Blick wie eine sehr spezifische Beschreibung, sie lässt allerdings viele Fragen offen.

Was ist mit der Hitze, dem Rauch, dem grellen Licht? (Vielleicht deshalb die Schutzbrille?)

Was ist entscheident damit die immunität gewärleistet wird? Anscheindend die Form, da Motojiro sie oft erwähnt, quasi von ihr schwärmt.

Wie hat er seine Fähigkeit entdeckt?

So eine seltsame Fähigkeit, kann auch nur unter bestimmten Vorraussetzungen entdeckt werden.

Woher nimmt er seine ganzen Zitronen?

Hat er nen Lieferranten dafür oder besitzt er vielleicht sogar seine eigene Plantage?

Welchen Gegenstand hat er beim Eintritt in die Mafia erhalten?

Jeder erhält bei seinem Eintritt in die Hafenmafia einen Gegenstand von der Person die ihn angeworben hat. Dazai hatte einen Mantel von Mori erhalten und Chuuya einen Hut von Rimbraud. Was hat Kajii bekommen? Den Schal vielleicht? Oder die Anstecker?

Woher diese Obsession mit dem Tod?

Kajiis abstruse Faszination lässt sich wohl damit begründen das der Kajii in unserer Welt aufgrund seiner früh diagnostizierten Tuberkulose sich ständig mit dem Tod konfrontiert sah.

"Unter den Kirschblüten liegen Leichen begraben!
Das ist eine Wahrheit, die Sie akzeptieren müssen, denn wie sonst könnten die Blüten des Kirschbaums in ihrer Schönheit so prächtig
blühen?"
Übersetzung aus der Kurzgeschiche: „Under the Cherry Trees“

Schlusswort

Ich sass jetzt länger an diesem Beitrag als ich zugeben möchte, obwohl mein Erstgedanke war, nur einen kurzen Artikel zu einem neu hinzugewonnenem Lieblingscharakter zu schreiben. Soviel dazu. Ich hoffe der Beitrag hier hat Unterhaltungswert.


1 Gedanke zu „Über Anime, japanische Autoren und…Zitronen“

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